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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 12

1884 - Leipzig : Spamer
12 Aus Schlesiens Vergangenheit. jener Belagerung und Übergabe zugegen." Die Konsuln entschuldigten sich: „Wir haben nicht Macht genug, dies zu bewirken." Da erwiderte der Bischof: „Auch euch exkommuniziere ich hiermit, wie euren König, im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes; und wisset, daß euer Herr kein König, sondern nur ein Königlein ist." Diese letzte Bemerkung, deren Be- deutung man damals nicht verstand, sollte offenbar eine Beleidigung sein und wurde mit Entrüstung vernommen. Als später Nanker nach dem Sinne seiner Worte (st sciatis enm 11011 esse regem, sed regulum) gefragt wurde, sagte er, daß er deshalb den König Johann ein Königlein genannt habe, weil er in seinem ganzen Königreiche keinen Erzbischos habe und deshalb erst einen fremden Erzbischos durch Bitten und Geschenke, ihn zu krönen, bewegen müsse. Dieses Spottes wegen soll später Karl Iv. die Erhebung des Prager Bischofs zum Erzbischos sehr angelegentlich betrieben haben. Schwarze Gewitterwolken zogen nun über die schlesische Kirche hin. Die Spannung zwischen dem Könige und Bischof war so groß, daß an eine Ver- söhnung nicht leicht zu denken war. Nanker begab sich drei Tage später, nach- dem er den Bann ausgesprochen hatte, nach Neiße; die Kirchen auf dem Dome und in der Stadt wurden geschlossen und der öffentliche Gottesdienst eingestellt. Die Breslauer waren aber mit dieser That des Bischofs nicht zufrieden; der Rat der Stadt hielt zum Könige und hinderte es nicht, wenn die Geistlichen geschmäht und kirchenfeindliche Grundsätze gepredigt wurden. Die dem Bischof treuen Geistlichen wurden vertrieben und solche an ihre Stelle gesetzt, die mit dem Bischof gebrochen hatten. Der König zog im Breslauer Gebiete alle Güter und Einkünfte der Kirche ein, weil man ohne Gottesdienst auch keiner Geistlichen bedürfe, und riet den schleichen Fürsten, dasselbe zu thuu: ein Rat, dem der verschwenderische Herzog Boleslans von Liegnitz gern folgte. Zwei Jahre schon hatte der unselige Streit gedauert, und noch immer öffnete sich keine Aussicht auf Versöhnung; da starb Nanker im Jahre 1341 zu Neiße. Der König Johann wußte es durchzusetzen, daß Przezislaus von Pogarell, ein ihm ergebener Edelmann, zum Bischof gewählt wurde, der die Wahl annahm und, weil der Erzbischof von Gnesen aus Zorn darüber, daß sein Kandidat nicht gewählt war, ihn nicht weihen wollte, sich vom Papste in Avignon weihen ließ. Pogarell trat alsbald in Unterhandlungen mit dem Könige, die zum Frieden führten. Es mußten sich die Konsuln und Ältesten der Bürgerschaft vor dem Bischöfe demütigen. In Büßertracht, ohne Mäntel, mit bloßen Füßen und unbedecktem Kopfe zogen sie vom Rathause in die Kirche der Dominikaner, warfen sich vor dem Bischof nieder, bekannten ihre Schuld und erhielten Vergebung und Befreiung ihrer Stadt vom Banne. Dann er- klärte sich Pogarell mit seinen Domherren dem Könige gegenüber zu Vasallen der böhmischen Krone und erhielt für diesen Schritt viele Vorrechte und Frei- heiten für das Bistum, den Rang des ersten schlesischen Standes und den Titel eines Bundesfürsten von Böhmen; alle eingezogenen Güter, auch das Schloß Militfch, wurden ihm zurückgegeben.

2. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 15

1884 - Leipzig : Spamer
/ Der Pfaffenkrieg oder der Bierstreit u. s. w. 15 dem Namen des Schweidnitzer Kellers besteht, und die Bürgerschaft verpflichtet, nirgend wo anders als in diesem Keller ihr Bier zu trinken. Die Domgeist- lichkeit aber holte ihr Bier nicht aus der Stadt, sondern unmittelbar aus Schweidnitz; denn in der Stadt war das Bier mit Abgaben belegt, die Kirche aber hatte Steuerfreiheit. Die Geistlichkeit begnügte sich nun nicht damit, Bier zum eignen Gebrauche aus der unmittelbaren Quelle zu besorgen, sondern richtete auch Schanklokale ein. Die Bürger, welche mit dem Rate gespannt waren, gingen lieber nach dem Dome als nach dem Schweidnitzer Keller, weil sie dort das beliebte Getränk wegen der Steuerfreiheit billiger haben konnten und weil sie dort auch auf einem von dem Rate unabhängigen Boden furchtlos, ohne belauscht zu werden, ein freieres Wort sprechen durften. So strömten sie denn zahlreich nach dem Dome, um ihren Durst zu stillen und ihrem Unwillen Luft zu machen; die Schanklokale auf dem Dome waren mit Gästen überfüllt, während der Schweidnitzer Keller in der Stadt leer und von Gästen entblößt war. Der Rat, der die Demütigung noch nicht vergessen hatte, die ihm durch Pogarell widerfahren war, blickte mißtrauisch nach dem Dome und verbot den Bürgern der Stadt den Besuch der dortigen Bierstuben; die Bürgerschaft aber spürte keine Lust in sich, diesem Verbote zu folgen. Deshalb ging der Rat einen Schritt weiter und bestritt der Domgeistlichkeit das Recht des freien Bier- schankes zum Nachteile der Stadt. Durch Ratsbeschluß wurde dieser Bierschank als für die Stadt nachteilig aufgehoben; auch wurde bei schwerer Strafe unter- sagt, der Geistlichkeit Bier von Schweidnitz oder irgend sonst woher zuzuführen. Da geschah es um Weihnachten 1380, daß ein Fuhrmann am Nikolaithore erschien und von Schweidnitz einige Fässer Schweidnitzer Bieres mit sich brachte, welche der Herzog von Liegnitz seinem Bruder, dem Breslauer Domdechanten Heinrich, als Weihnachtsgeschenk überschickte. Der Fuhrmann war ehrlich genug, nicht früher durch die Stadt zu fahren, bis er dem Rate gemeldet, was er ge- laden habe. Er that dies mit dem Bemerken, daß das Bier nur ein Geschenk für den Domdechanten und keineswegs ein Handelsartikel sei, und bat um die Erlaubnis, es unbehindert durch die Stadt auf den Dom fahren zu dürfen. Allein wie erstaunte er, als er statt der gehofften Erlaubnis sich selbst verhaftet und sein Bier mit Beschlag belegt sah. Der Rat war hier entschieden zu weit gegangen; sein Verfahren erbitterte die Domherren, die es nun durchzusetzen wußten, daß der Bischof Wenzel die Stadt in den Bann that, bis der Rat den Geistlichen Genugthuung geleistet habe. So standen die Sachen, als am 27. Juni 1381 König Wenzel nach Breslau kam, um sich huldigen zu lassen und diese Streitigkeiten beizulegen. Die Huldigungsfeier erforderte einen öffentlichen Gottesdienst. Der König verlangte denselben während seiner Anwesenheit und versprach den Domherren, den Rat zum Schadenersatz zu vermögen: aber das Domkapitel verlangte vor der Aufhebung des Bannes Genugthuung und Schaden- ersatz. Das Schweidnitzer Bier hatte es veranlaßt, daß kein Gottesdienst in Breslau gehalten, kein Kind getaust, keine Ehe eingesegnet, das heilige Abend- mahl nicht gespendet, keinem Sterbenden durch den Priester Trost zugesprochen und keine Leiche feierlich beerdigt wurde. Weil sich der Bischof hartnäckig zeigte, wandte sich der König an einen Augustiner-Abt mit der Bitte um Gottes- dienst und versprach, es beim Papste zu vermitteln, daß ihn keine Verantwortung treffe. Als der Abt sich weigerte, dem Wunsche des Königs zu folgen, wurde

3. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 11

1884 - Leipzig : Spamer
Breslau im Bann; Bischof und König im Streit (1339—1342). 11 Im Schlosse von Militsch war der Archidiakonus des Breslauer Dom- stiftes Heinrich von Würben als Burggraf angestellt. Der König, der die Schwäche der Besatzung und die Unersahrenheit des unkriegerischen geistlichen Befehlshabers in der Burg wohl in Erwägung zog, machte sich daran, im Jahre 1338 das Schloß zu belagern und durch Waffengewalt zu erobern. Aber der durch Sümpfe gut verschanzten Burg war nicht leicht beizukommen; die Belagerung hätte lange gedauert und eine Eroberung wäre nur mit großem Zeit- und Menschenverlust möglich gewesen. Da nahm der König zur List seine Zuflucht; er hatte erfahren, daß der Domherr ein großer Freund fran- zösischen Weines war. Zwei Flaschen Franzwein (due flasce vini G-auici, sagt der Chronist) und einige energische Drohungen waren vermögend, den Dom- Herrn zur Übergabe der Burg ohne Schwertstreich zu bewegen. Der Bischof Nanker verlangte sofortige und unbedingte Zurückgabe des Schlosses an die Kirche; aber Johann kehrte sich an die Drohungen und Wünsche des Bischofs nicht. Als nun im Jahre 1339 der König sich in einem Städtchen bei Breslau mit seinen Räten aufhielt, versammelte der Bischof seine Dom- Herren um sich und forderte sie auf, ihn zum Könige zu begleiten; aber nur vier derselben hatten Mut und Entschlossenheit genug, dem Bischof zu folgen und treu mit ihm die Gefahren zu teilen. In bischöflichem Schmucke (religione mellitus) begab sich Nanker in Be- gleitung der vier Domherren zu dem Stübchen, in welchem sich der König mit seinen Räten befand. Der Bischof klopfte mit eigner Hand so stark an die Stubenthür, daß die Wächter fragten, wer es wage, so ungestüm an die Thür des Königs zu klopfen. Sie erhielten die Antwort, daß der Bischof Eintritt verlange. Der König aber ließ ihm sagen, er möge sich nur noch eine Stunde gedulden, weil er andrer Geschäfte wegen verhindert wäre, ihm Audienz zu geben. Nichtsdestoweniger fuhr der Bischof so lange zu klopfen fort, bis einige Räte, die beim Könige waren, diesem zuredeten, ihn hereinzulassen. Als darauf der Bischof in das Zimmer trat, hielt er einen kleinen Zettel (cedulam parvam) in der Hand, stellte sich vor den König und las ihm folgende Worte vor: „Herr König, ich ermahne Euch zum ersten-, zweiten-, dritten- und letztenmal, daß Ihr sofort das Schloß Militsch meiuer Breslauer Kirche zurückgebt." Der König erwiderte ihm: „So bald sollt Ihr es wohl nicht wieder haben, wie Ihr meint." Da hob der Bischof ein Teilchen vom Holze des Kreuzes Christi empor mit den Worten: „So schließe ich Euch aus von der Gemeinschaft der Kirche im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes." Alle Fürsten und Edlen, die den König umgaben, standen stumm vor Erstaunen, so daß keiner ein Wort sprach. Der König brach das Stillschweigen mit Worten, die seinen tiefen Groll über diesen Vorgang bekundeten: „Bei Gott, dieser Pfaff wünscht ein Märtyrer zu werden; wenn ihm nur jemand zur Märtyrer- kröne verhelfen wollte." Der Bischof schritt, als ob er diese letzten Worte des zornigen Königs nicht gehört hätte, langsamen Schrittes der Thüre zu, um sich zu entfernen. Da traten die Breslauer Konsuln, ihn zu besänftigen, zu ihm 'und sprachen: „Es ist nicht fein, Herr Bischof, dem Könige so ins Gesicht zu bannen; auf einem glimpflicheren Wege hättet Ihr ohne Zweifel mehr aus- richten können." Da drang der Bischof in sie: „Beweget vielmehr euren König, daß er der Kirche die geraubte Burg wieder herausgebe; denn ihr wäret bei f

4. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 321

1884 - Leipzig : Spamer
Kaiser Wilhelm in Breslau im Jahre 1882. 321 Polen, Böhmen und Deutschen unmöglich waren, verlautet lange wenig. Noch im Jahre 1075 klagte der Papst Gregor Vii. über die wirren kirchlichen Ver- Haltnisse in Polen, zu welchem Schlesien tatsächlich noch bis in unser Jahr- hundert hinein gerechnet wurde; denn obgleich sich die Zugehörigkeit Breslaus zu dem Erzbistum Gnesen im Laufe der Jahrhunderte immer mehr lockerte, war doch erst E. von Schimonsky (1824—1832) der erste rechtlich nicht mehr unter Gnesen stehende Bischof von Breslau. Im 12. Jahrhundert befestigte sich das Christentum immer mehr, uameut- lich durch die von Fürsten und Laien ausgegangene Berufung von Mönchen. Im Jahre 1108 wurde das erste Kloster des Landes in Gorkau am Zobten gegründet und mit flandrischen Mönchen besetzt. Bald darauf begann die bedeutende Thätigkeit des Grafen Peter Wlast für kirchliche Stiftungen (S. 6). Boleslaw der Lange berief die ersten deutschen Mönche im Jahre 1175 in das Land, und zwar nach Leubus. Das erste Nonnenkloster entstand im Jahre 1202 in Trebnitz. Zwanzig Jahre später wurde Heinrichau gegründet. So entfaltete sich das kirchliche Leben immer mehr nach allen Richtungen hin; die Schenkungen wurden so gehäuft, daß in Trebnitz 1000 Personen Unterhalt fanden, daß das Sandstift in Breslau im Jahre 1250 gegen 40 Ortschaften mit Markt- und Zehntrechten und 52 Kirchen mit ihren Zehnten besaß. Bis zum 13. Jahrhundert hatten fast alle wichtigeren Mönchsorden und geistlichen Ritterschaften in Schlesien Fuß gefaßt, und die Klöster wußten es durchzusetzen, daß sie wie Staaten im Staate fast von jeglicher Unterordnung und Verpflichtung gegen das Land befreit wurden. Dabei darf nicht vergessen werden, daß die immer herrlicher sich entfaltende Blüte des Landes zum großen Teil auf den Schultern der Mönche ruhte. So gewann das Bistum, welches das ganze kirchliche Leben umfaßte, schnell an Macht und wurde sehr eiufluß- reich. Der Bischof Nanker trat kühn dem König Johann im Jahre 1339 ent- gegen (S. 11); vor seinem Nachfolger Pogarell mußten sich Breslaus Bürger demütigen, und der Bischof Wenzel belegte wiederum im Jahre 1381 die Bres- lauer mit dem Banne (S. 15). Das sind Thatsachen, die uns deutlich die Macht des Bischofs beweisen, wie auch die reichen Einkünfte dem Bistum den Namen des goldenen verliehen. Die Deformation in Breslau. Johann Heß. Als Luther im Jahre 1517 feinen Kampf mit Tetzel begann, der die Spaltung der Christenheit in Deutsch- land hervorrief, saß in Schlesien Johann Thurso, ein Mann von ebenso vor- trefflichem Charakter als großer Einsicht und Gelehrsamkeit, auf dem bischöflichen Stuhle. Ihm folgte, als der Streit größere Ausdehnung annahm, Jakob von Salza, der nicht duldete, daß die Ablaßprediger in seinem Bezirke herumzogen. Aber seit den ältesten Zeiten war der Magistrat zu Breslau der Gegner des Bischofs und Kapitels: bei Streitigkeiten griff dann der Bischof zum Bann, die Stadt zu den Waffen; oft hatte gemeinschaftliches Interesse auf Jahre Frieden und Bündnis gestiftet, aber nie war der Groll ganz erloschen. So kam es, daß die Lehre Luthers, die dem Bischöfe nicht lieb war, bei den Bürgern Beifall fand. Als Luther am 20. Dezember 1520 dem Papste den Gehorsam aufsagte, entschieden sich viele Bürger Breslaus offen für ihn. Damals war die Pfarre Deutsches Land und Volk. Viii. 21

5. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 451

1884 - Leipzig : Spamer
Der heilige Adalbert. 451. gab den Armen, verwaltete das Bistum mit der größten Sorgfalt. Aber die Sitten der Böhmen waren noch schauerlich; die Bemühungen des sorgsamen Hirten blieben erfolglos, so daß der Papst selbst dem Bischof auf seine Frage, was er thun solle, den Rat erteilte, das schändliche Volk, das nicht folgen wolle, zu meiden. Adalbert verließ Böhmen und ging nach Rom. Auf der Grenze Böhmens wandte er sich zu dem Lande der Frevel zurück und sprach: „Wie du der Lehren des Heiles entbehren willst, so sollst du entbehren des befruchtenden himmlischen Regens und hinschmachten in verdorrender Trockenheit!" Zu Anfang des Jahres 934 nahte Adalbert mit wenigen Begleitern der heiligen Roma, wiederholte dem Papste mündlich die betrübenden Gründe, die ihn dazu bewogen hatten, Prag zu verlassen, und legte seinen Bischofsstab in die Hände des heiligen Vaters nieder. Nach wenigen Jahren nahm der fromme Mann das Mönchsgewand an und lebte fern vom Getriebe der Welt in einem Kloster Roms auf dem aveutinifchen Berge. Dort verwaltete er die gemeinen Wochendienste, reinigte die Küche, säuberte die Speisegeräte, holte Wasser vom Brunnen und bediente die Klosterbrüder bei Tische: kurz, er unterzog sich in tiefster Demut den niedrigsten Diensten und beschwerlichsten Arbeiten. Inzwischen trug das Land Böhmen schwer an dem Fluche des von ihm verkannten und verscheuchten Bischofs; denn seitdem Adalbert das Land ver- lassen hatte, regnete es in demselben nicht: ehern schien der Himmel und die Erde hart wie Eisen. Da flehten die Böhmen zu Gott um Regen, sie wall- sahrteten zu den Gräbern der Heiligen; aber umsonst, der Himmel öffnete sich nicht. Nun erst wußte der Herzog von Böhmen und sein Volk, daß ihnen ein Adalbert fehlte. Gesandte gingen im Jahre 993 nach Rom. gelobten dem Papste für das Volk Reue und Besserung und flehten um Adalberts Rückkehr. Da der Papst dem Versprechen der Besserung traute, gab er dem frommen Adalbert Ring und Stab zurück und hieß ihn die stillen Mauern des Klosters verlassen und die verwaiste Herde in Böhmen leiten. Als Adalbert das Land Böhmen betrat, fand er der Bewohner Sitten nicht geändert; Roheiten und Übertretungen der Gebote Gottes mußte er allent- halben wahrnehmen, aber er bat den Herrn, den Fluch vom Lande zu nehmen. Von einem hohen Berge in der Nähe des Städtchens Nepomuk schaute er weit hinein in das Land Böhmen, das zu seinen Füßen ausgebreitet lag, die Wiege seines Lebens, den Verächter seiner Handlungen, das noch lechzte unter dem Fluche der Dürre. Eingedenk der Gnadenfülle des Allmächtigen, machte er nun ein Kreuz nach allen vier Weltgcgenden, löste den Fluch und segnete sein Volk. Siehe da, alsbald zogen aus den Schluchten und Thälern der Gebirge ringsum Wolken herauf, wogten wie ein graues Tuch über das ganze Land hin und fenkten sich als befruchtender, alles erfrischender Regen auf die dürstende Erde nieder. Alle Fluren. Wälder und Auen atmeten wie neu erschaffen auf. und Böhmen erkannte, daß sein Bischof zurückgekehrt war. ■ Adalbert zog bald darauf in Prag ein, das Volk jubelte und jauchzte ihm entgegen; aber des Bischofs Herz wurde wenig erfreut, denn bekannt war ihm ja des Volkes wandelbare Gesinnung und Hartnäckigkeit in den Sünden. Als er sein Amt wieder angetreten hatte, kündigte er, wie ehemals, den Lastern und dem sündhaften Leben des Volkes den Vernichtungskampf, drang auf Beseitigung der heidnischen Mißbräuche und predigte gegen den zuchtlosen Wandel der 29* 0

6. Bilder vom Niederrhein - S. 60

1882 - Leipzig : Spamer
60 Köln, die Königin des Niederrheins. Em gewaltiger, aber anmaßender Erzbischof war Anno, dessen Uebergrifsen sich die Bürgerschaft Kölns mnthig widersetzte. Er ist bekannt als Vormund Heinrich's Xv. und als Reichsverweser; wir werden im folgenden Kapitel noch ausführlicher von ihm handeln. Sein Nachfolger Anno H. weihte die Georgskirche ein, die vielleicht ursprünglich einen ganz andern Zweck hatte, nämlich eine Zwingburg gegen Köln selbst zu sein. Es ist dies die einzig noch erhaltene Säulenbasilika mit einfachen Würfelkapitälen, in einer sehr schlichten Bauart aufgeführt. Auuo ll. vergrößerte auch die St. Gereonskirche durch jenen Theil, der zwischen der Kuppel und dem jetzigen Ostchor liegt. Mit der Ent- wicklung der Hierarchie stieg auch die Kirchenbaukunst. Die Ansänge des alten Tomes reichen bis zu Willibert und seinen Nachfolgern, die Fortsetzung fand statt unter Bischof Gero und Kaiser Otto Ii. Die Weiterbauten der folgen- den Bischöfe waren eigentlich nur Restauriruugeu der durch Feuersbrünste im 11. und 12. Jahrhundert angerichteten Schäden. Im Allgemeinen war die Bauart eine noch sehr einfache, wie die St. Georgs-, die Gereonskirche, die Reste der Westseite vom St. Pantaleon und die Kirche St. Maria im Kapitol beweisen. Man verwandte vielfach abwechselnd Schichten von rothem Eifelfandstein und Drachenfelser Porphyr, hier und da Archivolten und Zwischenlagen von Ziegel- steinen, vielleicht Trümmer älterer Bauten. Die Ornamentik war noch gering und roh, meist byzantinischer Anlehnung, die Säulenbasen hatten in der Regel keine Eckblätter, die Schafte waren oft noch fknlptirt. Reicher ist schon die Kirche St. Maria im Kapitol angelegt. Einen großen Aufschwung erhielt dieban- knnst durch den immer wachsenden Verkehr, dnrch die Beziehungen zum Orient, durch die Kenntniß klassischer Kuustschätze, wodurch der Menschengeist unendlich angeregt und befruchtet, die Phantasie geweckt und entfaltet und der Trieb zum selbständigen Schaffen außerordentlich gefördert ward. Durch die Kreuzzüge ward der geistige Horizout ungemein erweitert, alles menschliche Wissen bereichert, die Phantasie mit üppigen Bildern bevölkert. Da wurde die Gereonskirche er- weitert, viele Kirchen neu gewölbt und neue angelegt, so daß Köln unter der Regierung Barbarossas in eine seiner glänzendsten Entwickluugsphasen ein- tritt. Die sprichwörtlich gewordene Redensart: „Unterm Krummstab ist's gut sein" bewies sich jetzt im vollsten Sinn des Wortes. Fanden auch grimmige Fehden statt zwischen Kaiser und Papst, entbrannte auch der Streit zwischen Ghibellinen und Welsen aufs Heftigste, in welchem Kaiser und Erzbischöfe in Italien besonders gegen Papst Alexander Iii. stritten, so wirkte doch das im Allgemeinen gnte Einvernehmen zwischen Bischos und Stadt und namentlich ihre gesteigerte Macht und Pracht sehr günstig auf die Entfaltnng des Handels und der Blüte Kölns. Der Reichthum der Bischöfe war wesentlich dnrch die erworbenen Besitzungen des rebellischen und gedemüthigten Herzogs Heinrich des Löwen gewachsen. Großen Weltruf verlieh dem Kölner Dom die Heber- tragung der Gebeiue der h. drei Könige von Mailand sowie der Märtyrer Felix und Nabor, welche eiue Einwölbung der Kirche veranlaßt?. Barbarossa übergab diese Reliquien der h. drei Könige dem Erzbischof Reinald von Dassel für seine ihm im italienischen Feldzuge geleisteten Dienste, und von dieser Zeit an führte das Kölner Wappen drei Kronen. Reinald baute auch 1170 deu Westthurm des Doms, welcher als Glockenthurm bis 1400 bestauden hat, sowie deu bischöflichen Palast. Noch viele andere Kirchen wurden zu jeuer Zeit

7. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 380

1885 - Leipzig : Spamer
380 Die Ufer der Leine und Aller. Ver heilige Sernward. Es war im Jahre 993, als der heilige Bernward als der dreizehnte in der Reihe der Bischöse an die Kathedrale zu Hildesheim erwählt ward, und dieser Zeitpunkt ist es, an welchem nicht allein der Bischofssitz zu raschem und kräftigem Aufblühen gelangte, sondern auch die eigentliche Ent- Wickelungsperiode der Stadt beginnt. — Einer edlen Sachsenfamilie entstammend, besuchte Bernward die Domschule zu Hildesheim, an der Tangmar, Bernwards späterer Biograph, sein Lehrer war. Mit Eifer gab er sich der Theologie, Philosophie und Medizin hin und befreundete sich mit den Künsten, der Bau- und Bildkunst und malte und faßte edle Steine. Im Jahre 937 kam er an den kaiserlichen Hof als Lehrer Ottos Iii., dessen Mutter, bekanntlich eine griechische Prinzessin, sür ihren Sohn die Regierung führte. Hier am kaiser- lichen Hofe, wo griechische Kunst und Wissenschaft gepflegt wurde, hat Bernward im Verkehr mit großen und gelehrten Männern für sein späteres Leben sich gewiß jene hier zu Lande fremden Kenntnisse erworben, von denen er uns in seinen Kunstwerken mannigfache Beweise hinterlassen hat, und hier traf ihn seine Ernennung zum Bischof von Hildesheim. In schweren Zeiten trat er sein Amt als Bischof an; schon im nächsten Jahre kamen die Normannen die Weser und Elbe herauf und verwüsteten Sachsen, das Jahr darauf wütete die Pest; dabei hatte Bernward gleichzeitig den in der Nähe wohnenden Slawen zu steuern. Zu diesem Zwecke legte er Burgen in seinem Sprengel an und umgab im. Jahre 1001 die bischöfliche Burg mit neuen Mauern und Türmen derart, daß, wie die Überlieferung meldet, an Schönheit und Festigkeit zugleich nichts Ähnliches in Sachsen zu sehen war. Stets behielt Bernward im Auge, was er dem Reiche schuldig war, und dafür erwies sich ihm auch das Reichsoberhaupt gnädig. Otto Iii. beschenkte ihn reichlich mit Besitzungen und Rechten für seine Diözöse, er bestätigte der Hildesheimschen Kirche alle früher erteilten Freiheiten und bestimmte wieder- holt, daß kein Graf die Macht haben solle, die Angehörigen der Kirche, seien es Freie oder Hörige, vor sich zu laden. Auch Ottos Nachfolger, Heinrich Ii., beschenkte ihn reichlich, und nicht geringer war Bernward beim päpstlichen Stuhle angesehen. Im Jahre 1003, am Palmsonntage, besuchte der Kaiser Heinrich, als Herzog von Sachsen, Hildesheim, wo er mit großen Ehrenbezeugungen aufgenommen wurde. Bei dieser Gelegenheit schenkte der Kaiser zum Dienste des Altars und der Brüder, wie damals die Chorherren noch hießen, eine große Summe und half auch dem durch Raubzüge der Slawen verwüsteten Bistume wieder auf. Mehrere Reisen, die Bernward ins Ausland unternahm, benutzte er unter anderm auch dazu, Reliquien und Kunstschätze sür seine Kirche zu sammeln. So begab er sich im Jahre 1000 nach Rom, teils um den Besuch des Kaisers in seinem Sprengel zu erwidern, teils um einen Streit, den er wegen des Klosters Gandersheim mit Willegis, dem Erzbischof von Mainz, hatte, zum Austrag zu bringen. Der Kaiser belagerte gerade das in der Nähe von Rom gelegene und gegen ihn widerspenstige Tivoli; dahin nun begab sich der Papst, begleitet von Bernward, um die Bürger zu bewegen, sich dem Kaiser zu unter- werfen, was diese auch thaten. Als aber dann die Römer dem Reichsober- Haupte die Thore ihrer Stadt verschlossen, griff auch Bernward zu den Waffen, um dem Kaiser das ihm schuldige Ansehen verschaffen zu helfen. Vom Kaiser

8. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 333

1886 - Leipzig : Spamer
Die Deutschen Ordensritter in Preußen. 333 und Italien reiche Besitzungen erworben hatte. An der Spitze desselben stand seit 1210 sein vierter „Meister", Hermann von Salza aus thüringischem Ge- schlecht, ein Mann von umfassendem staatsmännischen Blick, in hoher Geltung sowohl bei Kaiser Friedrich Ii. als bei den gleichzeitigen Päpsten, zwischen denen er oft mit Erfolg den Vermittler machte. Dieser erkannte die Vergeb- lichkeit des Bestrebens, Jerusalem zu erobern, und die Unsicherheit des christ- lichen Besitzstandes im Heiligen Lande. Als daher Herzog Konrad von Maso- vien ihm das Kulmerlaud, das er freilich mehr dem Namen als der That nach besaß, zu verleihen und alle mögliche Unter- stützung beibekämpfung der heidnischen Preußen zu leisten versprach, ging Hermann von Salza auf dies Anerbieten ein, nicht ohne sich durch vorsichtige Verhandlungen mit ihm, Bischof Christian, und namentlich mit Kaiser und Papst sicher zu stellen, daß er später im Besitz des durch die Tapferkeit der Ritter zu erobernden Landes möglichst wenig durch fremde Ansprüche behelligt werden könnte. Nach Abschluß dieser Verhandlungen imjahre 1230 ordnetehermann von Salza den Hermann Balke als „Meister von Preußen" mit einer kleinen Schar Ordensritter nach Preußen ab. und gleichzeitig ließ der Papst in Norddeutschland, Pommern und Polen das Kreuz gegen die heidnischen Preußen predigen. Im folgenden Jahre begann Hermann Balke von der am linken Weichselufer liegenden Burg Nossau aus, die ihm Konrad als Stütz- Punkt für seine Unternehmung eingeräumt hatte, den Angriff, setzte über die Weichsel und grün- dete dort die Burg Thorn, indem um eine hohe, weitästige Eiche herum ein zur Auf- nähme von Menschen, Pferden und Vieh aus- reichender Raum mit Graben, Erdwall und Plankenzaune umwehrt wurde, während man in den Zweigen des Baumes einen Warteturm anlegte. (Ähnlich haben wir uns übrigens überhaupt die ersten Burganlagen der Ordensritter in Preußen zu deukeu, und auch so waren sie für die Abwehr ausreichend; erst bei größerer Muße, wenn die Um- gegend gegen feindlichen Angriff möglichst sicher gestellt war und meistens in dem Schutze der Burg eine Ansiedelung sich gebildet hatte, wurden sie durch festgemauerte Burgen ersetzt und gleichzeitig die Stadt mit einer türm- bewehrten Mauer umzogen.) Aber die aus Pomesanien her eingedrungenen Preußen errichteten ihrerseits drei Burgen unfern von Thorn und verwehrten dadurch den Rittern den Austritt ins freie Feld, so daß sie in arge Bedrängnis gerieten. Nur durch Verrat des Hauptmannes einer der drei Burgen, der in die Gefangenschaft der Ritter geraten war und ihnen, um sich zu lösen, erst die eigne Burg öffnete, gelang es ihnen, auch der andern sich zu bemächtigen, worauf das Kulmerland endgültig in ihren Besitz gelangte und durch Neubesetzung Hermann v. Balke. Nach R. Schweinitz.

9. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 199

1881 - Leipzig : Spamer
Geschichtliches über Aachen. 199 das durch einen Wasserlauf bewegt wurde. Zwölf eherne Kugeln fielen in ein tönendes Becken, um den Verlauf der Stunden anzuzeigen, und gleichzeitig traten zwölf Reiter durch zwölf Fenster hervor. In Aachen häufte Karl alle Kostbar- keiten ans, und nur für 'die allernöthigste Zeit trennte er sich von seinem Lieb- lingssitze. Hier starb er auch am 28. Januar 814, im siebzigsten Jahre seines Alters. In seiner Pfalzkapelle ward er am Tage seines Hinscheidens beigesetzt. Otto Iii. ließ im Jahre 1000 die Gruft öffnen. Er fand den Leichnam des großen Kaisers auf einem Marmorstuhle sitzend, angethan mit dem Kaiser- mantel, eine goldene Krone auf dem Haupte und das Reichsscepter in der Hand. Kaiser Otto ließ den Leichnam in weiße Gewänder hüllen und die Gruft wieder schließen. Friedrich Il. ließ im Jahre 1215 die Gruft abermals öffnen. Er fand den Körper Karl's sehr der Zerstörung anheimgefallen und ließ vou Aachener Künstlern einen prachtvollen Sarg anfertigen. In diesen ließ er die Gebeine legen und nagelte ihn mit eigener Hand zu. Im Jahre 1861 wurden die Gebeine unter Zuziehung mehrerer Aerzte in anatomischer Reihenfolge geordnet, mit Goldfäden auf rotheu Sammt aufgeheftet und dem Schreine wieder über- geben. So ruhen sie nun zur Verehrung des deutschen Volkes. Doch wenn auch der letzte Rest der Gebeine Karl's des Großen zu Staub geworden sein wird, sein Ruhm wird iu ungetrübtem Glänze wie heute in die Nachwelt strahlen. Die Kaisergruft glaubte man bis in die neueste Zeit stets in der Mitte des Oktogons, wo eine Steinplatte eingemeißelt den Namen „Carolo Magno" trägt. Die in den Jahren 1843 und 1861 angestellten Nachsuchungen haben jedoch zu keinem Ergebniß geführt. Im Jahre 1866 fand man aber an der nördlichen Seite des Oktogons die massiven Fuudameute einer viereckigen Anlage, die man aus ganz gewichtigen Gründen als Ueberbleibsel der Kaisergruft angenommen hat. Nach dem Tode Karl's litten Pfalz und Pfalzkapelle sehr durch den Familien- Hader seiner Enkel. Beim Anzüge der Normannen entgingen sie kaum noch der gänzlichen Zerstörung. Nach dem Tode „Ludwig's des Kindes" setzte sich der westfränkische „Karl der Einfältige" in deren Besitz. Heinrich I. gewann sie jedoch nebst Lothringen dem Deutschen Reiche zurück. Dem westfränkischen Karolinger, Lothar Il, gelang es wieder, sich durch Ueberrumpelung für einige Tage in den Besitz der Kaiserpfalz zu setzen. Seit Otto I. (936) wurde es nun Sitte, daß alle deutschen Könige am Grabe Karl's des Großen die Königskrone empfingen. Durch Karl Iv. wurde dies sogar im Jahre 1356 zum Reichsgesetz erhoben, und somit sah das Münster 35 Könige und 12 Königinnen sich in seinen Mauern mit der Herrscherwürde bekleiden. Diese Krönungsfeierlichkeiten, die sich meistens zu großen National- festen gestalteten, hoben nun Aachen bald zu einem bedeutenden Orte. Dorthin zog besonders bei solchen Festlichkeiten alles Volk im weiten Umkreise, um wenigstens einen Bissen vom gebratenen Krönungsochsen zu erhaschen, oder sich iu dem frei kredenzten Königsweine „Einen" anznkneipen, nicht einmal des Goldregens zu gedenken, den Reiter mit Reichsadlern geziert mit vollen Händen aus großen ledernen Beuteln auf das Volk ergossen. Die Wallfahrten zu den Heiligthümern brachten ebenfalls viel Geld ein; so stieg Aachen immer mehr. In der Mitte des zwölften Jahrhunderts hatten sich dort schon bedeutende Tuchwebereien entfaltet, die denen der niederländischen Schwesterstädte völlig ebenbürtig wären.

10. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 308

1881 - Leipzig : Spamer
308 Deutsches Leben im Mittelalter am Rhein. An Stelle des römischen Mogontiacum war Schutt und Moder getreten. Doch hier, wo das Rheinbecken endet, wo die Vereinigung des Mains mit dem Rhein die Schiffahrt stets anlocken mußte, wo ein natürlicher Stapelplatz sich befand, wo die Mainstraßen sich kreuzten mit der Rheinachse, entstand in Merovingerzeit, näher am Strome im Schutze der St. Johanneskirche, ein neuer Ort, das fränkische Mainz. Die Natur der Gegend hat die Ansiedlung zu einer Festung bestimmt. Bald umschlossen Mauern die königliche Pfalz, die Kirchen und Kapellen, die Gehöfte des fränkischen Adels, die vielen Hütten der Leibeigenen. Des Königs Aufenthalt und das Ansehen des zahlreichen Klerus, in dessen Mitte der Primas von Deutschland die Provincia Mogontiana mit dem Pallium lenkte, gab der Stadt ein vornehmes Gepräge. Hier im An- gesichte der Herrschergewalt des Kirchensürsten des heiligen römischen Reiches deutscher Nation entwickelte sich zwar eine zahlreiche Kanfmannsgilde, die mit dem Stapelrecht den Mainhandel beherrschte, allein weit später als anderswo der Hauch kommunaler und sozialer Freiheit. Erst nach Speyer ward es vom Budtheil befreit, und die Verleihung des Bischofs Adalbert gab der Bevölkerung, die Mitte des zwölften Jahrhunderts noch ungemischt aus Stadtadel, Gottesleuten und niederem Volke bestand, nur unvoll- kommene Freiheit. Häufige Aufstände der Mainzer gegen der Bischöfe Druck, von denen Arnold die Bürger „Hunde, diezwar bellen, aber nicht beißen konnten", nannte, zeugen von dem unnatürlichen Verhältnis in dem die Stadt gebannt lag. Die Folge des Druckes der Priesterherrschast und der starken Besatzungen war die Schwächung des bürgerlichen Freiheitstriebes. Der Geist der Mainzer Kaufleute ward minder energisch als der der Frankfurter. Mainz ward Bischofsstadt und Sol- datenlager, Frankfurt das Emporium des Handels und der Sitz des Bürgerstolzes. Am Niederrhein hatte, wie schon oben erwähnt, kein Ort die Verheerungen der Völkerwanderungen so kräftig überdauert, wie die natürliche Metropole des Niederrheins, „das heilige Köln". Seit den Merovingerzeiten war dieser Platz eine feste Stadt und eine Königsburg. Die Wittwe Pipin's von Heristal barg hier ihre Schätze. Nach dem Aufstande gegen den herrschsüchtigen Erz- bischos Anno und dessen blutigem Siege erschien die volkreichste und nach Mainz erste Stadt des Reiches zu Ende des 11. Jahrhunderts wie verödet; das Schweigen des Schreckens hauste dort, wo früher Lebenslust und Genuß herrschten. Unter den Saliern erhielt sie wieder eine selbständige Stellung und befolgte seit Anfang des 12. Jahrhunderts eine eigene Politik, die sich gegen Zwingherrschaft von Seiten der weltlichen und kirchlichen Herren kehrte. Anfang des 14. Jahr- Hunderts war der Streit zwischen Erzbischof und Stadtgemeinde zu Gunsten der Autonomie letzterer beigelegt. Kaiser Albrecht entschied den Kampf. >. Während dieser durch Kampf ausgefüllten Periode und beruhend einerseits auf der domiuirenden Lage der Stadt, andererseits aus dem Freiheitssinne ihrer Bürger, hatte sich die Handelsthätigkeit Kölns entfaltet, der an Ausdehnung bis in das 16. Jahrhundert, bis zur Entdeckung Amerika's, dem Aufblühen der holländischen und englischen Städte und anderen Umständen kein anderer Verkehrskreis in Mitteleuropa gewachsen war. Von der Natur zum Marktplatze für die Waaren des Niederrheines, fürwolle, Tuch, Metallindustrie und die Produkte des Landes, für Getreide, Fische, Käse u. s. w. bestimmt, wußte die Stadt bald durch das umfassende und nnnachsichtlich
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